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8. August 2025Bis zum Jahresende soll in der Ortschaft die Vernetzung der verschiedenen Energienetze getestet werden, was eine Abregelung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen künftig verhindern soll. Das Land Sachsen-Anhalt fördert das Forschungsprojekt „Intelligentes Multi-Energie-System SmartMES plus“ mit 2,5 Millionen Euro.
Die Netzexperten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg werden im Forschungsprojekt „Intelligentes Multi-Energie-System SmartMES plus“ erstmals unter Realbedingungen die Kopplung der Sektoren Strom, Gas und Wärme in einem Gesamtsystem erproben. Dazu entstehe in der Ortschaft Ebendorf in Sachsen-Anhalt ein Reallabor. Bis Ende des Jahres soll die Vernetzung der verschiedenen Energienetze getestet werden, wie die Wissenschaftler mitteilten.
Ziel des Forschungsprojekts sei, künftig überschüssigen Wind- und Solarstrom lokal in Wärme oder Gas umzuwandeln und in die entsprechenden Netze einzuspeisen. Somit soll die Abregelung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Zeiten mit hoher Produktion vermieden werden. Zugleich könnten Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen, das Stromnetz entlastet und langfristig Netzengpässe und Energieverluste vermieden werden.
„Nachdem wir im Vorgängerprojekt Modelle für die Sektorenkopplungstechnologien entwickelt und die Machbarkeit durch Simulationen nachgewiesen haben, testen wir nun erstmals unter Realbedingungen ein Multi-Energie-System, das lokal Strom, Gas und Wärme zusammenführt, Energie speichert, umwandelt und anschließend intelligent verteilt“, erklärt Martin Wolter, Professor am Lehrstuhl für Elektrische Netze und Erneuerbare Energie der Universität Magdeburg. „In Ebendorf bei Magdeburg treffen ein hoher Wärmebedarf, erneuerbare Energiequellen und eine engagierte Bürgerschaft aufeinander – ideale Bedingungen für die Sektorenkopplung.“
Eine Netzleitwarte sei bereits vorhanden und werde die Steuerung übernehmen. „Sie ist das Gehirn des Multi-Energie-Systems“, sagt Wolter. Zur Entwicklung der Betriebs- und Ausbaukonzepte für die gekoppelte Infrastruktur haben die Wissenschaftler im Vorfeld gemeinsam mit der Ebendorfer Arge Energie, den Stadtwerken Burg und der Stadtwerke Burg Energienetze GmbH zunächst der Strom- und Wärmebedarf für die Ortschaft sowie die bereits vorhandene Infrastruktur analysiert.
„Beim Verteilen des Stromes sind die überlasteten Ortsnetzstationen der Flaschenhals“, so Wolter weiter. Dies führe dazu, dass Photovoltaik- und Windkraftanlagen regelmäßig abgeschaltet werden. Ihre Erzeugung gehe damit verloren. 2024 hätten die Kosten für Netzengpassmanagementmaßnahmen wie Redispatch bundesweit knapp drei Milliarden Euro betragen, die letztlich von den Verbrauchern getragen würden, sagt Wolter. „Abgeregelte Mengen werden dann aber gleichzeitig durch konventionelle Kraftwerke – üblicherweise durch Erdgas – ausgeglichen.“ Der Netzausbau käme zu langsam voran, um die Engpässe kurzfristig zu beheben.
Im Reallabor in Ebendorf sollen nun die technischen und ökologischen Vorteile der Netzkopplung aufgezeigt werden. Zudem gehen die Wissenschaftler davon aus, dass das Ergebnis die volkswirtschaftlichen Vorteile aufzeige, da ein sektorenübergreifendes Energiesystem die Betriebskosten senke und die Versorgungssicherheit erhöhe. Dies bringe uns den Klimazielen deutlich näher, so Wolter. Deshalb werde die Universität Magdeburg im Forschungsprojektes über die technische Machbarkeit hinaus auch die zeitliche Steuerung und wirtschaftliche Bewertung evaluieren.
Das Forschungsprojekt „Intelligentes Multi-Energie-System SmartMES plus“ läuft noch bis Ende 2027. Es wird durch das Land Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit 2,5 Millionen Euro gefördert.
