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9. Juli 2025Anderthalb Jahre haben Forschung und Industrie zusammengearbeitet, um Empfehlungen für die Weiternutzung gebrauchter Solarmodule zu erstellen. Sie sollen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft im Photovoltaik-Sektor beitragen.
Der Photovoltaik-Markt in der Schweiz wird immer größer. Doch neben neuen Anlagen gibt es auch die ersten Photovoltaik-Anlagen, die das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben. Dann stellt sich die Frage, was passiert mit den gebrauchten, aber noch funktionsfähigen Solarmodulen. Genau damit hat sich das Projekt „Swiss PV Circle“ in den vergangenen eineinhalb Jahren befasst und nun Empfehlungen veröffentlicht.
Nach Angaben der Projektpartner, zu denen unter anderem SENS E-Recycling, Swissolar und die Berner Fachhochschule gehören, sind etwa die Hälfte der Solarmodule, die bisher im Recycling landen, grundsätzlich noch funktionsfähig. Damit diese auch eine Wiederverwendung finden, brauche es jedoch bessere Rahmenbedingungen.
Als eine Empfehlung wird von dem Projekt „Swiss PV Circle“ ein finanzieller Anreiz vorgeschlagen. Dies könne ein vorgezogener „ReUse“-Beitrag analog zum bestehenden Recyclingbeitrag oder ein „ReUse“-Bonus im bestehenden Fördersystem sein. Zudem wird die Einführung eines schweizweiten Label- und Zertifizierungssystems vorgeschlagen. Damit soll die Qualität der gebrauchten Solarmodule nachgewiesen und Vertrauen bei den Endkunden geschaffen werden.
Als zentrale politische Empfehlungen bezeichnetem die Projektpartner auch eine systematische Datenerhebung bei Installation und Rückbau von Photovoltaik-Anlagen. Dies sei hilfreich, um Rückverfolgbarkeit und Kreislaufstrategien zu unterstützen. Eine schweizweit harmonisierte Bewilligungspraxis für den Umgang mit gebrauchten Solarmodulen sowie mehr Transparenz beim Export wären ebenfalls empfehlenswert, um weitere Hürden für die Weiternutzung abzubauen. Langfristig könnte auch ein digitaler Produktpass für Solarmodule ein wichtiges Instrument für die Kreislaufwirtschaft werden, wie es von den Projektpartner weiter hieß.
Das Projekt „Swiss PV Cycle“ erarbeitete jedoch nicht nur politische Empfehlungen, sondern auch technische und praktische Hinweise. Es sei ein Prototyp für eine Plattform mit einem Datenmodell entwickelt worden. Dies soll eine frühzeitige Einschätzung der passenden Kreislaufstrategie für ausgediente Solarmodule ermöglichen. Nach einem neuen Prognosemodell wird bis 2050 ein Rücklauf von 23.000 bis 90.000 Tonnen Solarmodulen aus ausgedienten Photovoltaik-Anlagen erwartet. Zudem gibt es einen Leitfaden, der Installateuren schrittweise erklärt, wie die gebrauchten Module technisch geprüft, bewertet und auch wieder in Betrieb genommen werden können.
Darüber hinaus untersuchten die Projektpartner bei „Swiss PV Circle“ die wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale der Wiederverwendung gebrauchter Module. Aus ökologischer Sicht sei die Wiederverwendung ein klarer Vorteil, da Ressourcen geschont und Abfälle reduziert werden. Wirtschaftlich dagegen ist die Rentabilität „derzeit oft noch begrenzt“, erklärten die Partner mit Blick auf die niedrigen Preise für neue Solarmodule. Als Anwendungsfeld für die Weiterverwendung sehen sie aktuell vor allem kleinere Photovoltaik-Anwendungen wie auf Balkonen oder im Garten. „Für eine breitere Akzeptanz sind geprüfte Qualität, eine hohe Restleistung der Module sowie attraktive Preise entscheidend“, heißt es weiter.
Nun seien Politik und Wirtschaft gefordert, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen, damit die Wiederverwendung von Solarmodulen ein fester Bestandteil der Schweizer Energie- und Umweltstrategie werde. Damit könnte dann auch die Kreislaufwirtschaft im Photovoltaik-Sektor gestärkt werden.
