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26. Juni 2025Nach Jahren eines beispiellosen Solarbooms hat sich die Branche inzwischen wieder beruhigt. Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Stromspeichern bewegt sich aktuell auf einem Niveau, welches deutlich unter dem der Boomjahre 2022/2023 liegt. Es erinnert ein wenig an die Zeit vor dem großen Wachstum. Die Marktverhältnisse haben sich also normalisiert, doch die strukturellen Folgen des Booms […]
Nach Jahren eines beispiellosen Solarbooms hat sich die Branche inzwischen wieder beruhigt. Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Stromspeichern bewegt sich aktuell auf einem Niveau, welches deutlich unter dem der Boomjahre 2022/2023 liegt. Es erinnert ein wenig an die Zeit vor dem großen Wachstum. Die Marktverhältnisse haben sich also normalisiert, doch die strukturellen Folgen des Booms wirken nach.
Was geblieben ist, ist eine beeindruckende Vielfalt an Herstellern – aber eben auch eine große Anzahl installierender Unternehmen. Wir vom Bundesverband des Solarhandwerks (bdsh) schätzen die Zahl aktuell auf rund 8500 Betriebe, wobei die Dunkelziffer wohl noch weit darüber liegt. Für Endkundinnen und Endkunden bedeutet das eine breite Auswahl, aber auch eine zunehmende Unübersichtlichkeit.
Preise im Sinkflug
Der enorme Nachfragedruck der Jahre 2022 und 2023 hatte zur Folge, dass viele etablierte Fachbetriebe an ihre Kapazitätsgrenzen stießen. In diese Lücke drängten immer mehr neue Anbieter – häufig ohne die notwendige Erfahrung oder Fachkompetenz. Der Markt wurde von einem harten Preiswettbewerb erfasst, der bis heute nachhallt. Den Zuschlag erhalten – damals wie heute diejenigen Unternehmen mit dem günstigsten Angebot – oft unabhängig von handwerklicher Qualität oder technischer Plausibilität.
Diese Entwicklung hat den Markt nachhaltig verändert. Die Preise sind vielerorts weiterhin im Sinkflug, was einerseits Investitionsanreize schafft, andererseits aber auch Risiken birgt. Denn nicht alles, was glänzt, ist Gold. In der Folge sehen wir heute nicht nur mehr Projekte, sondern auch mehr problematische Umsetzungen – von fehlerhaft installierten Anlagen über mangelhafte Komponenten bis hin zu Firmen, die nach wenigen Monaten wieder vom Markt verschwinden. Nicht selten werden dann wir direkt oder unsere Mitglieder konsultiert, um Abhilfe zu schaffen und Schadensbegrenzung zu betreiben. Von Stromkabeln, die durch die Wasserrohre verlegt wurden, bis hin zu Photovoltaik-Anlagen mit lockerer Unterkonstruktion gab es dabei schon alles zu sehen.
Unseriöse Anbieter frühzeitig erkennen
Umso wichtiger ist es, die Aufklärungsarbeit in Bezug auf qualitativ hochwertige Installateure zu betreiben – ein für uns essenzieller Punkt, da wir uns als Qualitätsgemeinschaft im Solarhandwerk verstehen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es oft schwer zu erkennen, ob es sich bei einem Anbieter um einen seriösen Fachbetrieb handelt oder nicht. Freundliche Beratungsgespräche, professionelle Internetauftritte und preislich attraktive Angebote vermitteln schnell einen guten Eindruck, sollten aber nicht allein ausschlaggebend sein. Denn sie ersetzen keine fachliche Qualifikation. Die Spreu vom Weizen zu trennen, erfordert deshalb mehr als nur ein gutes Bauchgefühl.
Fünf zentrale Punkte zeigen auf, ob ein Betrieb professionell arbeitet, fachlich kompetent ist und auch nach der Installation als verlässlicher Partner zur Verfügung steht.
1. Betrieb und Qualifikationen des Teams
Verbraucher sollten sicherstellen, dass die ausführenden Fachkräfte über eine anerkannte Ausbildung – etwa als Elektriker oder Dachdecker – verfügen oder spezifische Schulungen im Photovoltaik-Bereich nachweisen können. In qualitätsorientierten Betrieben liegt oft ein Meisterbrief vor, und der Betrieb ist in die Handwerksrolle eingetragen. Zusätzlich Zertifikate von Herstellern deuten darauf hin, dass sich das Team, welches die Anlage schlussendlich installiert, auf dem neuesten Stand der Technik befindet.
2. Photovoltaik-Anlage und technische Ausstattung
Eine durchdachte technische Planung zeigt sich nicht im Preis, sondern in der Qualität der Vorbereitung. Dazu gehört eine Vor-Ort Besichtigung des Hauses, um mögliche Verschattungen und Winkel ausmachen und entsprechend planen zu können. Ebenso wichtig ist eine realistische Ertragseinschätzung.
Die angebotenen Komponenten – also Module, Wechselrichter, Speicher und ggf. Wallbox – sollten nicht nur hochwertig sein, sondern auch kompatibel und auf die individuellen Bedürfnisse des Haushalts abgestimmt. Eine Photovoltaik-Anlage sollte mindestens 30 Prozent mehr Strom produzieren als der jährliche Haushaltsstromverbrauch hoch ist. Zu groß dimensionierte Anlagen sind schnell unwirtschaftlich und zu kleine Anlagen liefern nicht die gewünschten Einsparungen. Daher ist ein transparentes Angebot mit nachvollziehbarer Kostenkalkulation ist ein wichtiger Indikator für Seriosität.
Bei einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden pro Jahr sollte eine Photovoltaik Anlage eine Mindestgröße von 7,2 Kilowatt haben. Das nur um den Jahresstromverbrauch zu decken. Die tatsächliche Größe hängt dann von den angeschlossenen Verbrauchern, wie Wärmepumpe oder Wallbox ab. Ein Stromspeicher kann dabei helfen den überschüssigen Strom zwischenzulagern und für sonnenarme Stunden verfügbar zu machen. Der Stromspeicher sollte mindestens 60 Prozent des durchschnittlichen Tagesverbrauchs (24-Stunden) in Kilowattstunden groß sein. Die Größe des Speichers ermittelt sich dann wie folgt:

Bei einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden und ausgehend von einem persönlichen Energieertrag von 903 Kilowattstunden (abhängig von regionalem Energieertrag und prozentualem Effizienzwert) ergeben sich eine Mindestanlagengröße von 7,2 Kilowatt für die Photovoltaik-Anlage und eine empfohlene Stromspeichergröße von 8,2 Kilowattstunden.
3. Dokumentation, Wartung und Gewährleistung
Photovoltaik-Anlagen sind darauf ausgelegt, mehrere Jahre lang zuverlässig Strom zu produzieren. Umso wichtiger ist es, dass alle Unterlagen von der Anleitung, über die Garantieblätter und Wartungsverträge bis hin zur Inbetriebnahmebestätigung vollständig übergeben werden. Auch sollte im Vorfeld geklärt sein, wer bei Störungen nach der Installation kontaktiert werden kann und welche Fristen für Serviceeinsätze gelten.
4. Genehmigungen, Haftung und rechtliche Aspekte
Neben der Technik spielen auch rechtliche Fragen eine zentrale Rolle. Ein guter Betrieb klärt frühzeitig, ob für die geplante Anlage eine Baugenehmigung erforderlich ist, ob der Netzanschluss gesichert ist und welche Einspeisevergütung zu erwarten ist. Eine Offenlegung über Garantien auf Installation und Komponenten sollte ebenfalls vorhanden sein.
Schlussendlich ist aber der wichtigste Punkt das Thema Arbeitssicherheit. Ein seriöser Photovoltaik-Anbieter weiß: Achtet er nicht auf Arbeitssicherheit, so gefährdet er nicht nur seine Mitarbeiter, sondern bringt auch den Verbraucher in die Haftungspflicht. Denn kommt es zu einem Unfall bei der Installation einer Photovoltaik-Anlage und wurde nicht auf die Arbeitssicherheit beachtet, ist der Hausbesitzer ebenfalls dafür verantwortlich. Das sollte Verbrauchern bewusst sein.
5. Zeitplan und Installation
Ein professioneller Anbieter arbeitet mit klaren Zeitplänen. Das betrifft nicht nur den geplanten Baubeginn und die voraussichtliche Dauer der Installation, sondern auch mögliche Verzögerungen und deren Kommunikation. Damit der Verbraucher die Anlage auch fachgerecht nutzen kann, ist eine strukturierte Inbetriebnahme inklusive aller Messungen, eine fachgerechte Übergabe und eine Einweisung in die Anlage von Seiten des Installateurs wichtig.
Die Spreu vom Weizen trennen
Für uns als Verband steht fest: Die Energiewende braucht nicht möglichst viele Anbieter, sondern möglichst viele gute. Denn Anbieter, welche die Energiewende dafür nutzen, das schnelle Geld zu machen und ihre Kunden mit unvollständigen, unsicheren oder nicht funktionierenden Anlagen zurücklassen, machen allen Photovoltaik-Betrieben das Leben schwer. Kunden sollten auch aus Eigeninteresse darauf achten, dass sie einen vertrauenswürdigen Anbieter beauftragen.
Aber auch die Politik ist gefragt: Es braucht strengere Qualitätsstandards und vor allem klare Qualifikationsgrundlagen für Solarteure – ein Ausbildungsberuf setzt die richtige Grundlage. Wer Photovoltaik-Anlagen plant, verkauft und installiert, muss nachprüfbar über das nötige technische Wissen, rechtliche Grundlagenkenntnisse und praktische Erfahrung verfügen.
— Der Autor Torben Brodersen ist der Gründungsgeschäftsführer des Bundesverbands des Solarhandwerks e.V., der 2024 in Berlin ins Leben gerufen wurde. In seiner Rolle koordiniert er die Aktivitäten des Verbands und setzt sich gezielt für die Interessen der Mitglieder auf politischer und wirtschaftlicher Ebene ein. Der Bundesverband verfolgt das Ziel, hohe Qualitätsstandards in der Solarbranche zu etablieren und nachhaltig zu sichern. Ein zentraler Bestandteil ist der Ethikkodex, der alle Mitglieder dazu verpflichtet, nach klar definierten Standards zu arbeiten. https://www.bdsh.solar/ —
